Abstract
Durch die Veränderungen der Bewirtschaftung der Speicherseen Limberg und Mooserboden Kaprun hat eine Gefährdung der Speicher durch über schwappende Wellen aus eintauchenden Lawinen zunehmende Bedeutung gewonnen. Eine Untersuchung solcher Ereignisse mittels SamosAt [2] sollte wesentliche Zusammenhänge der bereits aufgezeichneten Lawinenabgänge und ihrer Ursachen aufklären und damit eine Abschätzung ihrer Mächtigkeiten für die Zukunft möglich machen. Eine Abschätzung der Limberg-Grabenlawine ist aufgrund ihrer Mächtigkeit und Nähe zur Talsperre von großer Bedeutung. Sie wird aus den Beobachtungen der Lawinenerfassungen als Runsenlawine eingestuft. Die Abschätzungen der Mächtigkeiten erfolgt aus den gemessenen 100 jährlichen 3-Tages Schneehöhendifferenzen, die hier im Anbruchgebiet der Lawine etwa um 1.50 m liegen dürfte. Eine Abschätzung der Mächtigkeit bedarf auch einer Einschätzung des Entraintments der Lawinenmassen (Rückhaltung). Alleine dieser Umstand hat sich auch in den durchgeführten Untersuchungen des BFW [8] als schwierig erwiesen. Diese Untersuchungen sollen hier durch die Betrachtungen mit Flow_R [7] ergänzt werden. Es war mir wichtig Untersuchungen mit nicht kommerziellen Produkten durchzuführen, da die gesamte theoretische Entwicklung dieser Software auf Hochschulbasis erfolgt ist. Es ist auch mit der Hochschul-Software eine gute und umfassende Beurteilung möglich.
Vergleich der Analyse-Methoden
Programmsystem SamosAT der AVL
Das Lawinensimulationsprogramm
SamosAT
(Snow Avalanche Modelling and Simulation - Advanced
Technologies) [2]
beruht auf den Flachwassergleichungen, die für die Form von
“Debris
Flows” für Staublawinen und Feststofflawinen angepasst
wurde. Dieses
System ist entstanden im Auftrag des des Bundesministeriums
für Land-
und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) in
Kooperation mit dem Forsttechnischen Dienst der Wildbach-
und
Lawinenverbauung (WLV) und dem Bundesforschungs- und
Ausbildungszentrum
für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW), und wurde von
der Firma
AVL in Graz entwickelt. Es ist sehr ähnlich dem Produkt
RAMMS [1]
welches ebenfalls ein kommerzielles Produkt darstellt.
Vergleiche
finden sich in der entsprechenden Literatur. SamosAT ist
jedoch auf
Basis von Staublawinen entwickelt worden und kann durch
Umparametrisierung an Feststofflawinen angepasst werden. Die
bekannte
Literatur lässt jedoch schließen, dass für RAMMS für die
Berechnung
von Feststofflawinen weitaus größere Erfahrung gegeben ist.
Jedoch muss
betont werden, dass die Geländegegebenheiten einen enormen
Einfluss auf
die Parameter der Analyse haben und somit eine grosse
Abhängigkeit von
den Parametern besteht. Einzig gesicherte Anhaltspunkte für
die
Beurteilung von Lawinen bringen beobachtete Lawinenabgänge
in den zu
untersuchenden Bereichen.
Einer Beurteilung wie sie in Flow-R [7] stattfindet mit
einfachen
Ausbreitungs- und Energieformeln zur Unterstützung von
Beobachtungen
aus Befliegungen und Begehungen mit Lawinensondierungen
erscheint mir
derzeit daher das vertrauenswürdigste Vorhersagemittel. Die
Theorie
alleine hat aus der Summe der dokumentierten Erfahrungen nur
unterstützende Bedeutung.
Programmsystem Flow-R
Hier werden einfache
Sturzvorgänge und
ihre Ausbreitung, wie sie vielfach in der Natur beobachtet
wurden, mit
energetischen Betrachtungen gekoppelt und mit den Mitteln
von
GIS-Systemen ausgewertet.
Betrachtet wird eine Sturzmasse, die durch ihre Lage eine
entsprechende
Energie besitzt. Diese wird entlang ihres Talweges abgebaut.
Einfache Betrachtungen gehen von einer “Runout-Distance” Bestimmung mit Hilfe einer einfachen Winkelbeziehung aus. Für einzelne fallende oder rutschende Blockbereiche wird noch ein bestimmter Streuwinkel angenommen und diese werden im 2D DEM-Modell aufsummiert. Leider existieren dabei Abhängigkeiten von der Netzgröße.
Die Erstbeurteilung der Geländegegebenheiten erfolgt mit einer Identifikation der Geländeverhältnisse die zwischen 25° und 60° liegt (siehe Bild 5, 8). Schnee der flacher liegt bricht nicht spontan ab und Hangbereiche über 60° entlasten sich ständig durch kleinere Schneerutsche. Die Wölbung des Geländes wurde bei diesen Einfachen Betrachtungen in Flow_R nicht einbezogen, da die Geländeaufnahme mit der Auflösung von 10m dies nur ungenügend ermöglicht hat. Um das Aufweiten der Lawine zu erfassen wird ein Spreizalgorithmus eingeführt. Dieser beschreibt den Vorgang mittels Gewichtsfunktionen. Diese Vorbeurteilungen oder Gefährdungsabschätzungen sind z.B. im Programmsystem FLOW-R mittels verschiedenen Parametern durchführbar.
Um diese “Hazard”-Betrachtungen zusammenzufassen sind folgende vorbereitende Analysen angebracht:
- Feststellung der Auslöser-Bereiche ( geologische , morphologische, hydrologische Kriterien)
- Spreading-Algorithmus. Probabilistische und energetische Annäherung für das GIS System
- Gewichtung des “Spreadings” wie Gamma 2000 von Flow-R
- Weitere
Bedingungen:
-- Max. Runout-Winkel von der Spitze des “Release”-Bereiches
-- Max. Geschwindigkeit der fließenden Massen aus Beobachtungen oder aus der Literatur
Ergebnisse werden nachfolgend im linken Bild gezeigt, wobei noch die Gefährdungsklassen in Rot eingetragen sind.
Durchführung der Berechnung
Für die Berechnungsdurchführungen wurden die Daten aus SAGIS verwendet. Die Auslöse-Bereiche wurden aus dem Gefährdungsbeurteilungen entnommen und grob angenähert. Dies wurde als Vergleich zu den Annahmen der AVL angesehen.Die Schneemassen wurden aus einer 3-Tage Schneehöehen-Differenz ermittelt.
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Vergleichend wird nachfolgen eine Untersuchung von “Sailer” mit “Samos_AT” der AVL in Graz angeführt.
Die Untersuchungen mit GERRIS-Modul von Promper für die Limberggraben-Lawine lieferte folgende Ergebnisse:
Die Ramms Analyse ergab nachfolgende 3D Bilder:
Bei dieser Untersuchung wurden die Parameter der Untersuchung mittels RAMMS angepasst, um einen Vergleich durchführen zu können. Die nachfolgenden Bilder zeigen eine weitere vergleichende-Berechnung von der Wattener Lizum. Links die Berechnung mit GERRIS und rechts mit RAMMS.
Die betrachtete Lawine für den Vergleich in der Wattener Lizum wurde auch Vermessen und bietet die Grundlage für Analysen (Links: Vermessung Rechts: Berechnungsvergleich mit SamosAT der AVL Graz):
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