Paragleiter-Karabinerbruch

Paragleiter Karabinerbruch

Zur Analyse eines Tragegurt-Karabiners wurden Untersuchungen Karabiner
            AustaAlpin Bruch Gegenüberstellung
mittels des FE-Programms TOCHNOC durchgeführt. Dies wurde notwendig, da ich selbst so ein Karabiner-Paar verwendete und da dies wahrscheinlich zu einem tödlichen Abstutz eines Paragleiter - Kollegen geführt hat. Der wirkliche Zusammenhang ist durch die vorhandenen Unterlagen jedoch nicht zweifelsfrei zu belegen.
Die Karabiner dieser Charge wurden eingezogen, sodass auch ich nicht mehr einen solchen besitze. Dies habe ich aus Gründen der Verwechslung durchgeführt. Nur mehr die vorhandenen Fotos zeigen die Gegebenheiten des Karabiners auf. Die neueren Karabiner dieser Firma sind etwas verstärkt und etwas anders ausgeführt worden.
Ob die Ursache ein Chargenfehler oder der raue Gebrauch oder sonstiges war  konnte nie festgestellt werden.

 Karabiner AustriAlpin PARAFLY(verchromt)

Berechnung der Beanspruchung der unteren linken Schenkelkrümmung

Reinhard Promper
A-5340 St.Gilgen Laim 126/9
in :Flyforfun. 1.Drachenflieger und Paragleitclub Salzburg
Flyforfun@paragleiter.com
Salzburg 8.Aug.2002

 Abstakt

Da hier viele Fragen zwischen Clubkollegen  aufgetreten sind, habe ich einige Untersuchungen und Berechnungen durchgeführt. Dies dient nur dazu den Zeitraum bis zur Erfassung der Hintergründe durch den DHV zu ergänzen und erste Anhaltspunkte zu finden
Zur Ergänzung des 1. Berichtes ist hier noch eine elasto-plastische Analyse des „offenen Karabiners“ durchgeführt worden. Da die Arbeitslinie des Materials leider nicht bekannt war hat diese Berechnung nur eine prinzipielle Bedeutung zur Abschätzung gewisser Einflüsse. Da für Alu-Legierungen leider die Arbeitslinien weit streuen ist dies von wesentlicher Bedeutung.

Aluminium Materialverhalten
Bild 1 ) Materialverhalten
 Bezeichner  Werte  Bemerkungen
 E-Modul E  7000 kN/cm²
 Poisson Ziffer  0.33
 Von Mieses Yield Stresses  20.0 kN/cm²
 Straun Hardening  224.0 kN/cm²  H= 0.032 E

Prinzipiell stellen die vorausgesetzten Werte nur Annahmen dar. Aus den Annahmen können jedoch grundsätzliche Zusammenhänge geschlossen werden.
Das Material hat eine ausgeprägte 0.2% Dehngrenze von 28.0 kN/cm2. Dies soll für den „nutzbaren Bereich“ mit einer Sicherheit von 1.6 nicht überschritten werden. Zusätzlich soll die mittlere Bruchfestigkeit Rm mit einer Sicherheit von 2 eingehalten werden. Dies führt zum zulässigen Bereich (dicke grüne Linie).

 Berechnungsdurchführung

Die Berechnungsdurchführung wurde mit „TOCHNOG“ und die Darstellung mit „GID“ durchgeführt.
Sobald genauere Werte vorliegen wird eine entsprechende genauere Untersuchung durchgeführt werden.

 Berechnungsergebnisse

 Belastung 1 kN (100 kg)
Öffnung 1.98 mm  ,                        Spannung in der Krümmung 14.93
( Orientierung: Zugfestigkeit Rm = 35,0 kN/m², 0.2 % Dehngr.  Rp0.2 = 28,0 kN/m² )
Krümmungsbereich plastifiziert noch nicht. Verhalten liegt noch im elastischen Bereich.

  Verschiebungen Plast 1   Karabiner Plast
              02 Spannungen

                             Bild 1: Verschiebungsbild Bild 5:                                        Bild 2: Mises Spannungen
 Belastung 2 kN (200 kg)
Öffnung 4.26 mm          Spannung in der Krümmung 17.68
(( Orientierung: Zugfestigkeit Rm = 35,0 kN/m², 0.2 % Dehngr.  Rp0.2 = 28,0 kN/m² )
Geringfügige Plastifizierungen führen zu einer überproportionalen Zunahme der Öffnung.

  Karabinerr Plast 03
              Verschiebungen  Karabiner Plast 04 Spannungen

                             Bild 3: Verschiebungsbild Bild 5:                                        Bild 4: Mises Spannungen

 Belastung 4 kN (400 kg)
 Öffnung 10.09 mm          Spannung in der Krümmung 19.83
(( Orientierung: Zugfestigkeit Rm = 35,0 kN/m², 0.2 % Dehngr.  Rp0.2 = 28,0 kN/m² )
Die Plastifizierungen nehmen immer mehr zu

  Karabiner Plast 05
              Verschiebungen  Karabiner Plast 06 Spannungen      

                              Bild 5: Verschiebungsbild Bild 5:                                        Bild 6: Mises Spannungen

  Karabiner Plast 07 Spannungen  Karabiner Elast
              08 Spannungen

          Bild 7: Hauptzugspannung   elasto-plastische Analyse                Bild 8: Hauptzugspannung   elastische Analyse
                                  Größte Verf. 10.976                                                                   Größte Verf. 7.865

Aus Bild 7 ist ersichtlich, dass eine elastische Analyse noch vertretbare Spannungsverteilungen in der Krümmung bringt. Die extrem hohen Randspannungen an der Krümmung zeigen jedoch schon die Gefährdung dieses Querschnittes an.
Die Berechnung zeigte bei 400 kg (4.0 kN) noch einen stabilen Zustand an. Ein Versagen wird aber sodann immer wahrscheinlicher und wird bis etwa 500 kg (5.00 kN) eintreten. Einige rechentechnisch nicht erfasste Verfestigungserscheinungen können noch zu einer Steigerung der Traglast führen, welches jedoch noch durch eine Dauerfestigkeits-Beeinflussung herabgesetzt werden wird.
Im Vergleich zur elastischen Analyse haben die Verformungen schon um 40 % zugenommen. Bei einer Versuchsbelastung von 400 kg müsste der Karabiner dann um 3 mm aufgeweitet sein.

 Schlussfolgerung

Aus dieser Berechnung ergibt sich der Schluss, dass der gefährdetste Bereich in der unteren Schenkelkrümmung liegt und diese Gefährdung hauptsächlich auf den Krümmungsbereich beschränkt ist. Eine Risswahrscheinlichkeit ist daher hier am größten. Bei geringen Festigkeitsbeeinflussungen durch die Fertigung können in diesem Bereich schon geringe Laststeigerungen zum Bruch führen.  An dieser Stelle ist durch die Krümmung eine hohe Hauptzugspannung vorhanden (126 kN/m2) und eine Beeinflussung durch Fertigungsversprödungen beim Biegen können der Auslöser für eine wesentliche Herabsetzung der Dauerfestigkeit sein. Wesentlich ist daher eine genaue fertigungstechnische Untersuchung des Karabiners der entsprechenden Charge der Erzeugung, eine genaue Erfassung des Material-Arbeitsvermögens und eine entsprechende Einzelstückprüfung um das Verhalten jedes einzelnen Stücks in Augenschein nehmen zu können.
Dieser Bericht soll keinesfalls eine Kritik an Austrialpin darstellen. Vor allem auch deswegen weil dieses Problem grundsätzlich jeden Karabiner-Typ betrifft. Probleme bei gewissen Chargen kann es immer geben und sind nur durch sorgfältige Kontrolle auszuscheiden. Da Austrialpin in seinem neuen Typ 0005 „Randwülste“ und Verstärkungen eingeführt hat, wäre dieser Typ im Vergleich einer Berechnung zu unterziehen. Der Aufwand dafür ist leider nicht unerheblich.


Bericht über Karabiner-Schäden